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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 366

1849 - Münster : Coppenrath
366 Valentim'an, fand sich mit den Hunnen ab und machte sich beim Abschlüsse dieses Vertrages so verdient um den neuen Thron, daß die Regentin volles Zutrauen zu ihm faßte und ihm die höchste militärische Gewalt und die erste Stelle in ihrem Staats- rathe übertrug. Valentinianus Hl. (425—455). Unter der schwachen Regierung dieses Kaisers, der fast sein ganzes Leben hindurch unter der Vormundschaft seiner Mutter blieb, gingen fast alle noch übrigen Provinzen des Reiches verloren. Ranke umstrickten den Hof. Der zweizüngige Aetius, voll Eifersucht über das Ansehen, das der verdienstvolle Statthalter von Afrika, Boni- facius, bei Hofe genoß, schwärzte diesen bei der Kaiserin- Mutter an, als wolle sich derselbe zum Herrn von Afrika machen und flüsterte ihr ein, sie mögte, zur Probe, ihn unter irgend einem Vorwände nach Hofe berufen, dann würde sich Herausstellen, ob er gehorchen und Afrika verlassen würde. Da er sah, daß der Argwohn bei ihr Wurzel faßte, ließ er dem Bonifacius durch einen seiner Ge- treuen die vertrauliche Mittheilung machen: er stehe bei Hofe in Verdacht; die undankbare Herrscherin beabsichtige, ihn zu stürzen; er möge die Nachricht äußerst geheim halten; von der Wahr- heit derselben könnte er sich überzeugen, wenn er unter irgend einem eitlen Vorwände an den Hof gerufen würde. Bonifacius wurde wirklich dahin gerufen und kam nicht. Placidia, die nun an der Treue des Aötius nicht zweifelte, sandte sogleich Truppen ab, den vermeintlichen Rebellen anzugreifen. Um sich in seiner Provinz behaupten zu können, rief Bonifacius schleunigst d.ie Vandalen unter Geiserich aus Spanien nach Afrika zu Hülfe herüber (429). Zu spät wurden Placidia und Bonifacius ent- täuscht und versöhnt. Dieser bereuete seine rasche That und wollte sich den gelandeten Barbaren widersetzen; allein er wurde geschlagen und zur Rückkehr nach Italien genöthigt. Die Sieger gründeten alsbald auf der Nordküfte Afrika's das van dali- sch e Reich mit der Hauptstadt Karthago'), eroberten Sicilien und die Balearen und machten sich durch ihre Freibeuterei allen C. Männert, Geschichte der Vandalen. Leipzig, 1785. — Unter der Geißel dieser raubsüchtigen Barbaren wurde das blühende Afrika zu einer Wüstenei. Bei der Belagerung von Hippo (Bona) starb 430 der h. Augustinus, Bischof dieser Stadt.

2. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 330

1849 - Münster : Coppenrath
330 durch ihn eine festere Einrichtung 3), die bis auf Constantin bei- behalten und auch von diesem wenig geändert wurde. Eine be- sondere Sorgfalt wandte er der Justiz zu. Aus gelehrten Ju- risten bildete er sich einen geheimen Rath (Consistorium Principis), und indem er durch den Rechtsgelehrten Salvius Julianus aus den Edicten der Prätoren ein feststehendes prätorisches Edict ab- fassen ließ, machte er die Gerichtsbarkeit vom Kaiser abhängig. Selbst Freund und Kenner der Künste und Wissenschaften, be- förderte er dieselben auf's eifrigste, ließ aber dabei eine gewisse Eitelkeit und Abnahme des ächten Geschmackes wahrnehmen. Gelehrte und Künstler von allen Fächern bildeten immerfort seine nächste Umgebung. Unter der Negierung dieses kunstliebenden Kaisers wurde der Friede fast nur durch einen Aufstand der Juden unter Bar Kochbah unterbrochen. Veranlassung hiezu war die Anlegung einer römischen Kolonie (Aelia Capitolina) mit einem Tempel des Jupiter Capitolinus auf den Trümmern von Jerusalem. Hierüber kam es zu einem fürchterlichen Ver- tilgungskriege (133—135), und mehr als eine halbe Million. Juden büßte den neuen Aufstand mit dem Leben. Gegen das Ende seiner Regierung ward er immer trübsinniger, und manche Grausamkeiten verdunkelten den Abend seines thatkräftigen Le- bens. Der kinderlose Kaiser adoptirte den Consular T. Antoni- nus und starb in tiefer Melancholie zu Bajä. T. Äl. Had. Antoninus Pius (138—161). Dieser war noch friedlicher gesinnt, als sein Vorgänger. Während sei- ner milden geräuschlosen Regierung verbreitete er als ein wahrer Vater seiner Untergebenen überall Glück und Segen. „Ich will lieber einem Bürger das Leben erhalten, als tausend Feinde tödten!" war das schöne Wort, mit welchem er jede Aufforde- rung zu unnützen Kriegen zurückwies. Den benachbarten Völ kern galt jedoch sein Wort als ein Befehl, und selbst die 3) Neben dem geheimen Nathe (Consistorium principis) bestand ein Ober Hof Meister (magister officiorum), welcher die Audienzen besorgte und den eigentlichen Hofstaat beaufsichtigte; ein Hvfcanzler (quaestor sacri palatii;; Hofschatzmeister (comes sacrarum largitionum); ein Kammerpräsident (comes rerum privatarum); ein Oberkam me r- hcrr (primicerius sacri palatii); die Obristen der Leibwache (comes equi- tum, peditum domesticorum); der einflußreiche Oberbefehlshaber derselben (praefectus praetorio) und der Stadtrichter (praefectus urbi).

3. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 371

1849 - Münster : Coppenrath
371 seit der Verheerung durch Alarich noch vorhanden waren, wur- den als Beute von den rohen Vandalen abgeführt, die außer- dem noch viele Tausende der vornehmeren Römer beiderlei Ge- schlechts, unter diesen auch die Kaiserin nebst ihren beiden Töchtern, mit sich fort nach Karthago schleppten, um von ihnen ein hohes Lösegeld zu erpressen. So ward Karthagos Schicksal an seiner Siegerin gerächt. Den morschen Thron überließ Geiserich dem Zufall. Da gewann der Sueve Ricimer, der eben so tapfere als verschlagene Anführer der barbarischen Miethstruppen, sol- chen Einfluß, daß er bis zu seinem Tode (472) willkürlich über Thron und Reich verfügte, ohne sich selbst mit dem kaiserlichen Purpur zu bekleiden ^). Zuerst zwang er den Feldherrn Ari- tus, der auf Anrathen des westgothischen Königs Theo do- rr ch Ii. zu Arles in Gallien den Jmperatortitel angenommen hatte, zur Abdankung (456) und bekleidete zu Ende des Jahres 457 den Feldherrn Majorianus zu Ravenna mit dem kaiser- lichen Purpur (457 — 461). Dieser war ein einsichtsvoller, thatkräftiger Kaiser, der durch manche zweckmäßige Anordnungen das wankende Staatsgebäude zu stützen suchte. Seine Haupt- anstrengung richtete er gegen den Vandalenkönig, dessen Ge- schwader seit Jahren straflos die Küsten Italiens, Siciliens, Galliens und Spaniens geplündert, allen Verkehr gelähmt hatten. Allein das mit Umsicht und Kraft eingeleitete Unternehmen schei- terte an Geiserich's Schlauheit. Es gelang ihm nämlich, einen Theil der römischen für die Überfahrt nach Afrika ausgerüsteten Flotte durch Verrath abwendig zu machen, in Folge dessen der Kaiser vom Kriege abließ und mit ihm Frieden schloß. Ricimer aber, der schon längst eifersüchtig auf einen Regenten war, durch dessen thatkräftiges Auftreten sein eigener Einfluß immer mehr beschränkt wurde, ließ diesen nun im August 461 hinrichten und setzte den schwachen Severus auf den Thron, in dessen Namen er nach Laune schalten konnte. Bald aber zeigten sich die Folgen eines so unheilvollen Spieles mit Thronen. In Dalmatien wollte Marcellinus, ein alter Waffengefährte des Aötius, den Schattenkaiser nicht anerkennen und erklärte sich für 4 4) Ricimer vir egregius et paene tune in Italia ad êxercitüm sin- gularis. Jom. de reb. Get. c. 45. — Von väterlicher Seite war er Sueve, von mütterlicher Westgoth e. 24 *

4. Geschichte des Mittelalters - S. 24

1872 - Münster : Coppenrath
Qitdj m Griechenland einfhren, wenn man nur erst Seiden-wurmer habe. Es hielt aber schwer, diese zu erhalten, da jene Bolfer bte Ausfuhr bicfer so ntzlichen Thiere verboten hatten. Auf des Kaisers Befehl unternahmen die beiden Mnche eine zweite Reise in jene Lnder. Jm.jahre 555 kamen sie zurck und brachten heimlich in ihren hohlen Wanderstben Eierchen von der Seidenraupe mit, die glcklich auskrochen. Nun war das Geheunni entdeckt, und der Seidenbau ward mit Eifer begeben. Der Kaiser selbst lie mehre Seibenfabriken anlegen, die bald tn Flor kamen. Bis in's zwlfte Jahrhundert blieb tu Europa Griechenland allein im Besitze dieser neuen Erwerbs-quelle. Dann kam der Seidenbau in Folge der Kreuzzge nach Unteritalien und verbreitete sich von bort allmlig nach Oberttalien, Spanien, Frankreich und beu brigen Lnbern. Unter der Negierung des Justinian sollen sich aber auch die ersten Menschenblattern gezeigt haben, die so lange ver-Heerend wtheten, bis enblich durch die glckliche Entdeckung des englischen Arztes Jenner am Ende des achtzehnten Jahr-Hunderts dieser Pest durch Einimpfung der Kuhpocken Grenzen gesetzt werden konnten. 7. Alboin, König der Longobarden, in Italien (568), Aber nicht lange whrte der Griechen Herrschaft der ganz Italien. Bereits fnfzehn Jahre lang hatte Narses der Ver-waltung des Landes mit eben so groer Umsicht als Kraft vorgestanden; da ward er das Opfer der Verlnmdnng. Die Groen am Hofe von Constantinopel waren hchst eiferschtig auf ihn und schwrzten ihn so arg bei der Kaiserin an, da sie vor Zorn ihn durch ein Schreiben voll der bittersten Krn-kunaen von seinem Posten abrief. Er knne," hie es unter andern in diesem Schreiben, - jetzt nur wieder nach Eonsmnttnopel zum Spinnrocken unter die Weiber zurckkehren wo er ja auch wohl besser an seiner Stelle sein wrbe." Entrstet der fo unverdiente, schmachvolle Krnkung, sprach er

5. Geschichte des Mittelalters - S. 316

1872 - Münster : Coppenrath
316 deshalb, die Mexicaner htten ihre Schtze versteckt. Vor Wuth lieen sie die vornehmsten Einwohner auf die Folter spannen, um sie durch die grausamsten Marter zum Gestndnisse zu bringen. Selbst Guatimozin wurde gefesselt und mit einem seiner Vertrau-ten der glhende Kohlen gelegt. Als dieser in seiner Oual wim-merte und znckte, sprach Guatimozin mit Ruhe und Wrde: Freund, sieh' her, liege ich denn hier auf Rosen!" Guatimozin wurde halbtodt von dem glhenden Roste herabgenommen und bald darauf als Feind der Spanier ffentlich hingerichtet. Cortez ward nun zum Statthalter des eroberten Landes er-nannt, welches den Namen Neuspanien erhielt. Er verfuhr mit emprender Grausamkeit, um Unterwrfigkeit und Gehorsam zu erzwingen. Einst lie er, heit es, sechzig Kaziken (kleine Fr-steu) und vierhundert andere vornehme Mexicaner lebendig ver-brennen. Das eroberte Land wurde unter die Spanier vertheilt, von denen jeder noch eine Anzahl Mexicaner als Sklaven erhielt. Doch bald verlor auch Cortez das Zutrauen seines Kniges*) und ward in seiner Statthalterschaft sehr beschrnkt. Mimuthig verlie er deshalb seine Stelle und ging aus neue Entdeckungen aus. Im Jahre 1536 entdeckte er noch die groe Halbinsel Ca Ii-fornien, das heutige Goldlaud. Einige Juhre darauf kehrte er nach Spanien zurck, wurde aber am Hofe so kalt aufgenom-men und hatte so viel Krnkungen zu leiben, da der Gram hierber feinen Tod beschleunigte. Er starb zu Sevilla 1547, im zwei und sechzigsten Jahre seines Alters. Erste Reise um die Welt. In demselben Jahre, in welchem Cortez zur Eroberung Mexicos auslief, unternahm Ma-gelh-ens die erste Reise um die Welt. Magelhens war ein erfahrener portugiesischer Seefahrer und hatte schon unter dem Könige Emanuel sich rhmlich ausgezeichnet. Statt der gehofften Belohnung aber hatte er nur Undank gefunden. Er verlie daher *) Es herrschte damals der Spanien Karl I., der im Jahre 1519 cinch zum deutschen Kaiser erwhlt wurde und als solcher Karl V. hie. Er war der Enkel und Nachfolger Ferdinand des Katholischen. I

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 93

1861 - Münster : Coppenrath
93 der Herzog Franz von Guise, der Marschall von St. Andre und Annas von Montmorency; an der Spitz der Hugenotten der Admiral Coligny und die beiden jungen Prinzen Conde und Heinrich von Navarra. Der Streit unter diesen beiden Häusern verwickelte Frankreich in einen großen Bürgerkrieg, welcher mit der ganzen Erbitterung geführt wurde, die der Religionshaß einzuflößen pflegt. Drei bis viermal durch feier- liche Friedensschlüsse unterbrochen, wüthcte er bereits mehrere Jahre unter unerhörten Gräueln fort. Schon waren die vor- nehmsten Häupter auf beiden Seiten gefallen, dennoch legte sich die Wuth der Parteien nicht; die Söhne der erschlagenen Anführer nahmen sofort die erledigten Stellen ein. Als die Königin Mutter sah, daß die Hugenotten durch Gewalt nicht zu beschwichtigen waren, schlug sie, der Gräuel des langen Bürgerkrieges müde, den Weg der Versöhnung ein. Sie gab ihre Tochter, Magaretha von Valoiö, dem hugenottischen Prinzen Heinrich von Navarra zur Gemahlin. Die Vermählung und mit ihr das Aussöhnungsfest wurde am 18. August 1572 unter Freude und Jubel zu Paris gefeiert. Der Prinz von Condv und der Admiral Coligny, begleitet von einer großen Menge ihrer Glaubensgenossen, wohnten dem Feste bei und wurden mit Auszeichnung empfangen. Der König umarmte sogar den Admiral und versicherte, dieser Tag sei der glücklichste seines Lebens. Der größte Theil der Guisen aber sah dieser Vermählung und den damit verbundenen Festen mit geheimem Jngrimme zu. Den Hofleuten war vorzüglich die Achtung und Vertraulichkeit des jungen Königes gegen den alten Admiral ein Anstoß. Selbst die Königin Mutter fürch- tete den wachsenden Einfluß dieses Mannes; und als einst Coligny gegen ihren Einfluß auf den längst mündig gewordenen König und dessen Regierung einige harte Worte fallen ließ, schwur sie im Stillen dem Admiral blutige Rache. Einst, als Coligny spät am Abende aus dem Schlosse nach Hause ging, fiel aus dem Fenster eines Hauses ein Schuß,

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 109

1861 - Münster : Coppenrath
T — 109 — dienst, erklärte sich für das Oberhaupt der Kirche und setzte überhaupt in neun und dreißig Artikeln die Religion in Eng- land auf die noch jetzt herrscheude Weise fest. Der Grund zu dieser Neuerung war kein anderer, als weil die katholische Kirche ihr das Recht der Thronfolge absprach, indem die Ehe zwischen Heinrich Viii. und Anna Boleyn, aus welcher sie entsprossen, vom Papste für ungültig erklärt worden war. Die von ihr gestiftete Kirche wird die englische oder bischöf- liche, auch die hohe Kirche genannt und weicht in einzelnen Theilen sowohl von der lutherischen als reformirten ab. Die- jenigen, welche sich ihren Neuerungen nicht fügen wollten, wurden von ihren Posten verjagt, andere mit harter Geld- strafe oder Gefangenschaft belegt, in welcher die Opfer ihrer Verfolgungswuth nicht selten einen martervollen Tod fanden. Allmälig legte sich der Widerstand vor der unerbittlichen Strenge der Königin, und die Meisten wechselten, nun schon zum dritten Male, die Religion nach den Launen ihrer Gebieter. 25. Maria Stuart, Königin von Schottland. Der schwärzeste Punkt in Elisabeths Leben ist ihr Be- tragen gegen ihre unglückliche Verwandte, Maria Stuart, Königin von Schottland. Diese war erst acht Tage alt, als ihr Vater, Jakob V., starb (1542) und ihr, als einziger Erbin, das Reich hinterließ. Wegen innerer Unruhen führte ihre Mutter sie als fünfjähriges Kind nach Frankreich, wo sie am Hofe der Katharina von Medici erzogen wurde. Herrlich entfaltete sich hier unter der sorgfältigsten Erziehung der schöne Keim, und sie ward bald wegen ihrer Schönheit und Herzens- güte der Gegenstand allgemeiner Liebe und Verehrung. Kaum sechzehn Jahre alt wurde sie mit dem Dauphin, dem nachma- ligen Könige Franz Ii., vermählt. Dies war die glücklichste Zeit ihres Lebens. Dichter priesen wetteifernd die bezaubernde Anmuth, den Geist und die Talente der jungen Königin und sahen einer langen Verkettung von Glückseligkeiten für sie

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 111

1861 - Münster : Coppenrath
111 gegen sie gesinnt sei, wußte sie nicht. Um so angenehmer wurde sie bei ihrer Landung überrascht, indem alle Stände zusammenströmten, um ihrer jungen, schönen Herrscherin ihre Ehrfurcht zu bezeigen. Fröhlichen Gemüthes zog sie daher unter den Glückwünschen und dem Jubel ihrer Untherthanen in die Hauptstadt ein. Es war für sie ein Tag der Freude und des Glückes, der einzige vielleicht, den sie in Schottland erleben sollte. Gleich bei ihrer Thronbesteigung erhob sich in Schottland ein düsterer Geist des Mißtrauens und des Argwohnes. Die Neformirten fürchteten, unter der katholischen Königin möchte auch bald wieder die katholische Religion ihr Haupt erheben. Insbesondere bot jener Johann Knor alles auf, um die Ge- sinnungen der Königin zu verdächtigen und sie selbst in den Augen ihrer Unterthanen herabzusetzen. Jede unschuldige Freude, jedes Hoffest rügte er von der Kanzel mit den grellsten Farben. Selbst auf ihrem Zimmer machte er ihr oft so bittere Vor- würfe, daß sie in Thränen ausbrach. Und doch mußte sie des heftigen Mannes schonen, ihn sogar auf alle Art zu besänftigen suchen, weil sie den Einfluß kannte, den er auf das Volk hatte. Um nicht allein zu stehen, verinählte sie sich mit dem Grafen Heinrich Darnley, den sie wegen seiner Jugend und Schönheit lieb gewonnen hatte. Diese Vermählung war die Vorläuferin vieler Schicksale. Maria erfuhr bald, daß das Aeußere dieses Mannes sie verblendet habe; daß er im höchsten Grade eigensinnig, leidenschaftlich und unversöhnlich sei, und von der Zeit an behandelte sie ihn mit sichtbarer Kälte. Ihr ganzes Zutrauen schenkte sie ihrem Geheimschreiber, dem Ita- liener David Rizzio. Hierdurch wurde Darnley so erbittert, daß er ihn vor den Augen der Königin ermordete. Diese ver- messene That zog ihr Herz noch mehr von ihm ab. Sie nahm jetzt den Grafen Vothwell zu ihrem Nathgeber, auch einen nichtswürdigen, boshaften Menschen, der durch seine Vcrstel- lungskünste die Gunst der jungen Fürstin sich erschlichen hatte.

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 113

1861 - Münster : Coppenrath
ir - 113 - sie gefangen wcgführte und so lange mit Versprechungen und Drohungen in sie drang, bis sie einwilligte, seine Gemahlin zu werden. Diese höchst unbesonnene Vermählung mit einem Manne, der für den Mörder ihres Gemahles galt, erhöhete den Ver- dacht und reizte die Schotten zum Zorne. Nur durch die Flucht konnte sich Bothwell der Wuth des Volkes entziehen; sie selbst aber wurde gefangen und nach der Hauptstadt abgeführt. Bei ihrer Ankunft strömte ihr der auf's höchste gereizte Pöbel ent- gegen, überhäufte sie mit Vorwürfen und Verwünschungen und ließ vor ihren Augen ein Banner wehen, auf welchem man den Leichnam ihres vorigen Gemahles, und ihren Sohn, den Prinzen, knieend erblickte, mit der Umschrift: „Räche mich, o Herr!" Dann ward sie in ein Gefängniß gesperrt und ge- zwungen, zu Gunsten ihres Sohnes Jakob der Krone zu ent- sagen und die Negierung während der Minderjährigkeit des Prinzen dem Grafen Murrey zu übertragen. Das Schicksal der jungen Königin, über die beschlossen war, daß sie ihr Gefängniß lebend nicht verlassen sollte, er- regte bei Vielen Theilnahme. Mehrere Edelleute vereinigten sich zu ihrer Befreiung. Sie verschafften sich heimlich die Schlüssel des Gefängnisses und führten sie hinaus. Auf die Kunde hievon drängten sich viele ihrer alten Freunde um sie und erboten sich zu ihrem Dienste. Allein ihr in Eile zusammen- gerafftes kleines Heer wurde geschlagen, sie selbst entfloh nach England, um bei ihrer königlichen Verwandte, Elisabeth, Schutz zu suchen. Aber eben diese Verwandtschaft war ihr Verderben. Elisabeth triumphirte, als sie das seit Jahren gehetzte Wild nun freiwillig in's Garn gehen sah; sie ließ sie ergreifen und in's Gefängniß werfen. Aber auch in England fand die unglückliche Königin Freunde, besonders an ihren Glaubensgenossen, den Katholiken. Der Herzog von Norfolk entwarf den Plan, sie zu be- freien, dann sie zu heirathen und ihre Wiedereinsetzung in Wcltcr's Wcltgcsch. Hi. 16. Slufl. 8

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 115

1861 - Münster : Coppenrath
▼ - 115 - gemacht, und die arglistigen Kunstgriffe und Betrügereien ihrer Feinde, und schloß, die Hand auf der Bibel, mit den Worten: „Was den Tod der Königin, Eurer Gebieterin, aubetrifft, so nehme ich Gott zum Zeugen, daß ich nie nach demselben strebte und nie in denselben willigte." Hinrichtung dcr Maria Stuart (1587). — Der achte Fe- bruar 1587 war der Tag ihrer Hinrichtung. Die Nacht zu- vor brachte sie größtentheils im Gebete zu. Um acht Uhr Morgens trat ein Diener in ihr Gemach und zeigte ihr an, daß die Stunde geschlagen habe. „Ich bin bereit!" war die Antwort, und ihr Auge ftralte Frieden. Sie bat flehentlichst um einen Priester, der sie auf des Lebens letztem Gang be- gleite; allein auch diese Tröstung ward ihr versagt. Mit einer Miene voll Ruhe und Majestät durchschritt sie die Halle, die zu dem Saale führte, wo das Blutgerüst aufgeschlagen war. Sie hatte ihre reichste Kleidurig angelegt, wie sie sich für eine verwittwete Königin geziemte. Um den Hals trug sie eine Kette, an der ein goldenes Kreuz befestigt war, am Gürtel hing ein Rosenkranz. In ihrer Hand hielt sie ein Crucifir von Elfenbein. Auf dem Wege fand sie ihren Haus- hofmeister Melville, dem seit mehreren Wochen der Zutritt zu ihr verboten war. Der alte treue Diener fiel in die Kniee und weinte laut auf. Sie bot ihm liebreich die Hand. „Klage nicht," sprach sie, „ehrlicher Mann, freue dich vielmehr; denn du wirst das Ende sehen von Maria Stuart's Leiden. Die Welt, mein lieber Melville, ist nur Eitelkeit, und ein Meer von Thränen würde nicht hinreichen, ihre Trübsale zu bewei- nen. Gott vergebe denen, die seit so langer Zeit nach mei- nem Blute dursten, wie der Hirsch nach der Quelle." — Dann brach sie in Thränen aus und sprach: „Lebe wohl, guter Mel- ville, lebe wohl!" Als sie die Blutbühne bestiegen hatte, trat der Dechant von Peterborough zu ihr und ermahnte sie im Namen der Königin Elisabeth, die katholische Religion abzuschwören. 8*
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